Musikforschung

Musikalisch am Puls der Zeit zu bleiben: Das heißt, vorhandenes Wissen um die Musik nicht nur zu nutzen, sondern es auch zu erweitern, um Musik vergangener Epochen kenntnisreich und zugleich lebendig aufzuführen.

Drei Arbeitsfelder bestimmen aktuell die musikwissenschaftliche Forschung in Michaelstein

  • landeskundliche Forschung auf dem Gebiet der Musik
  • musikinstrumentenkundliche Forschung
  • Aufarbeitung und Verbreitung des musikalischen Erbes, insbesondere der Musik der Barockzeit

Aufarbeitung des musikalischen Erbes muss man sich so vorstellen: Alte Notenbestände nach interessanten, noch unerschlossenen Musikwerken durchforsten, davon - nach wissenschaftlichen Kriterien - das musikalische Aufführungsmaterial erarbeiten und dann in Konzerten aufführen. Ein weiteres Projekt ist die Erstellung des Stölzel-Repertoriums. Hörbar werden die gewonnenen Erkenntnisse in Konzerten, Kursen und Konferenzen. Nachzulesen sind sie in den Publikationsreihen „Michaelsteiner Konferenzberichte“, „Michaelsteiner Forschungsbeiträge“ und „Michaelsteiner Musikarchiv“.

Werkverzeichnisse von Komponisten sind eine zentrale Informationsquelle und damit eine Arbeitsgrundlage sowohl für Musiker als auch Musikforscher.

Als Zeitgenosse von Händel, Telemann, Bach und Fasch war der Gothaer Hofkapellmeister Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) eine deutschlandweit hoch angesehene Komponistenpersönlichkeit. Große Teile seiner Instrumentalmusik und seiner Opern sind im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen, doch mehr als die Hälfte seiner über 1.200 nachweisbaren Kirchenkantaten hat die Zeiten überdauert. Auch von den Messen, Passionsmusiken und Serenaten sind noch viele Werke erhalten.

Das in Arbeit befindliche Stölzel-Repertorium wird erstmals einen vollständigen Überblick über das Schaffen dieses Komponisten ermöglichen. Das Ziel: die musikalisch außerordentlich qualitätsvollen Werke Stölzels wieder im heutigen Konzertleben zu verankern.

Link zum Stölzel-Repertorium

Instrumente sind das Werkzeug der Musiker – und darum widmet sich Michaelstein auch der musikinstrumentenkundlichen Forschung.

Rund 600 Exemplare befinden sich in der Sammlung historischer Musikinstrumente, 260 stammen aus dem Vogtland, 180 davon sind Streichinstrumente. Die Forschung will herausfinden, was das Besondere an Konstruktion und Stil vogtländischer Streichinstrumente ist. Die Violinen, Violas, Violoncelli und Kontrabässe werden ausführlich dokumentiert und mit naturwissenschaftlichen Methoden wie Dendrochronologie oder Computertomographie untersucht.

In den regelmäßig stattfindenden Symposien zum historischen Musikinstrumentenbau werden weitere Themen aus dem Instrumentenbestand aufgegriffen.

Musik gehört seit Jahrhunderten zum Lebensalltag aller Bevölkerungsschichten. Die landeskundliche Forschung will die reichen und vielfältigen Musiktraditionen auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts gründlich erkunden.

Forschungsgegenstände sind z.B. die musikalische Regional-, Heimat- und Ortsgeschichte, der Musikinstrumentenbau, Musikerpersönlichkeiten, volksmusikalische Praxis oder Musikalienbestände in Archiven.

Michaelstein arbeitet dabei eng mit dem Arbeitskreis Regionale Musikkultur im Landesheimatbund Sachsen-Anhalt zusammen. Es geht um Vermittlung von Liedgut und regionaler Musikgeschichte z. B. in der Schule oder darum, musikalisches Kulturgut wie Orgeln, Musikalien oder Bild- und Tonaufzeichnungen zu erschließen und zu bewahren.